Wie konzentriertes und fokussiertes Arbeiten in Kliniken gelingt. Mit einem Geleitwort von Carla Eysel.
Von Vera Starker, Elsa van Amern und Maike Riegel
Naturgemäß ist die Arbeit in Krankenhäusern von einer hohen Anzahl von Arbeitsunterbrechungen geprägt, und Studien zeigen, dass nicht nur auf Intensivstationen sehr hohe Fragmentierungsquoten die Regel sind. Auch in Notaufnahmen wird das medizinische Personal durchschnittlich alle vier Minuten durch einen Telefonanruf oder eine Rückfrage in ihrer Tätigkeit unterbrochen. Allerdings beziehen sich drei Viertel dieser Nachfragen auf Probleme, die gar nicht erst entstehen würden, wenn die Prozesse in den Kliniken fokussierter und defragmentierter gestaltet wären.
Durch Fragmentierung, Multitasking und zeitliche Überbeanspruchung kommt es zu Stress, emotionaler Erschöpfung und einem messbaren Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit – ein Umstand, der für Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte sowie für Patientinnen und Patienten gleichermaßen gefährlich ist.
Das Focused-Hospital-Modell ist ein systemisch wirkendes Modell zur umfassenden und strukturierten Defragmentierung und Fokussierung des klinischen Alltags. Es umfasst ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die den Beteiligten dabei helfen, Anzahl und Schweregrad der Belastungsfaktoren zu verringern und parallel dazu ihren Umgang mit diesen Anforderungen zu verbessern. Einer der wichtigsten Aspekte bei diesem Verfahren: Die Maßnahmen werden von den Stationen und Teams autonom gestaltet und umgesetzt. Denn es ist ihr Arbeitsplatz, der gestaltet wird. Und sie sind die Expertinnen und Experten der medizinischen Leistungserbringung.